Optischer Nachtrag aus dem Camp
30.06.10
28.06.10
Der dritte und letzte Tag in Strausberg geht seinem Ende zu und ich bin geschafft. Die zwei täglichen Trainingseinheiten in der prallen Sonne haben mich einfach dahingerafft. Nicht nur dass der erste Tag mit Anreise, Theoriestunden, Trainingseinheiten und Videoanalysen für mich knappe 13 Stunden gedauert hat, am zweiten und dritten Tag ging es nicht minder flott weiter.
Nachdem am Freitag das praktische Training noch ein wenig chaotisch war, weil sich alle wieder in ihre Positionen und Teams finden und auch die Spielzüge wieder neu aufeinander abgestimmt werden mussten, ging es wieder mit frischem Elan und neuer Motivation wieder auf das glühende Kunstrasenfeld.
Vom Training schubbern regelmäßig noch diverse Granulatbrocken in Schuhen und anderen Ausrüstungsgegenständen, aber das hindert niemanden daran auf allen Spielpositionen Gas zu geben.
Ich habe hier in Strausberg viel gelacht, habe auch einmal, ein langer Tag in Sonne auf dem Trainingsfeld kann einen auch schon mal an die Leistungsgrenzen bringen, kurz nach einem besonders ordentlichen Block meiner Mitspielerin Sarah ein paar Tränchen vergossen. Aber was soll es, die blauen Flecken werden hier wie alte Kriegsnarben verglichen und bestaunt. Ich muss auch noch daran denken, mich bei meinem Defense-Line-Coach für seine Geduld zu bedanken…
Mein Defense-Line-Coach Markus Grässer und der Defense-Coordinator Daniel Koch geben ihr Bestes uns auf den kommenden ersten Gegner Schweden einzustellen. Die WM in Schweden hat bereits heute begonnen, unser erstes Spiel wird am Dienstag sein. Videoanlaysen, Walk-Throughs und Individuals, abgestimmt auf die verschiedenen Positionen im Feld, haben das einzige Ziel das Team als eins arbeiten zu lassen, um abgestimmt auf die Gastgeber vorbereitet zu sein.
Den heutigen Abend im Camp haben wir mit Packen verbracht. Wir haben noch diverse Kleidungsstücke erhalten, die uns als Mitglieder der Deutschen Nationalmannschaft ausweisen, aber damit hat uns das Komitee zugleich einen Gefallen getan und gleichzeitig so manche der Mädels nahe an einen Pack-Kollaps gebracht. Wie bereits bekannt, sind nur 20 Kg im Gepäck erlaubt und so sah man heute Abend diverse Mädchen und Frauen hektisch nach den Federwaagen für das Gepäck suchen. Wie nur alles in die Taschen packen? Was wird hier gelassen? Heute Abend kann keiner verleugnen, dass wir wirklich Mädchen sind…
Langsam wird es ruhig auf den Fluren und auch ich werde mich gleich schnellstmöglich in die Federn begeben. Mein Körper wird es mir danken. Jetzt ist es gleich 12 Uhr nachts und Frühstück wird morgen früh um sechs sein, damit wir uns gegen 7 Uhr auf den Weg zum Flughafen gen Stockholm machen können. Natürlich in unseren Deutschland-Trainingsanzügen.
Also werde ich nun meine restlichen Dinge zusammenklauben und auf den Tisch für morgen legen, damit ich flott aus dem Bett und zeitig in den Bus zum Flughafen komme.
Morgen Abend werde ich schon in Schweden sein und Dienstag mein erstes Spiel auf dem Weg zur Weltmeisterschaft beschreiten. Ich kann es immer noch kaum glauben.
24.06.10
hat man früher gesagt, heute vielleicht eher eine blanke DVD.
Alle Artikel, die ich für den Blog in Reserve hatte, sind jetzt aufgebraucht. Die Vorbereitung ist abgeschlossen. Morgen früh geht es ins Camp.
Ab diesem Augenblick wird die Geschichte der Deutschen Frauen-Nationalmannschaft geschrieben. Zeile für Zeile wird das weiße Stück gefüllt. Mit welchen Erfolgen, Geschichten, Abenteuern und Heldentaten weiß heute noch keiner. Egal was passiert, wir werden es hier im Blog dokumentieren. Und wir werden alles daran setzen, dass dieses erste Abenteuer der Nationalmannschaft ein erfolgreiches wird. Lange genug haben die Frauen der Damenbundesligen darauf gewartet. Ab morgen ist der Zeitpunkt gekommen, die Pläne und Ziele in die Tat umzusetzen.
An alle Fans der Deutschen Mannschaft, egal ob Ihr in Stockholm oder zuhause mitfiebert: Schickt uns Eure Geschichten, Erlebnisse, Fotos. Wir wollen hier im Blog alle zusammen stehen und die Frauen-Nationalmannschaft nach vorne bringen.!!!
In diesem Sinne
Auf eine erfolgreiche Weltmeisterschaft 2010
24.06.10
Daniel Koch besetzt als Defense Coordinator eine der drei maßgeblichen Rollen im Trainerstab der neuen deutschen Frauen-Nationalmannschaft. Nach dem Abitur am Humboldtgymnasium in Ulm studierte er an der FH Ulm / Neu-Ulm und erarbeitete sich den Abschluss eines Diplom-Wirtschaftsingenieurs (FH). Mittlerweile schaut er außerdem auf eine zehnjährige Erfahrung als Trainer zurück und verfügt natürlich über die AFVD-Trainer-A-Lizenz. Längere Zeit hat Koch außerdem als Unparteiischer gewirkt und sieht dieses natürlich als Vorteil an, da man über Footballregeln als Coach gar nicht genug wissen kann. Als Jugendlicher ist er als aktiver Spieler in die Bayernauswahl berufen worden und spielte bei verschiedenen Herrenteams, zuletzt bei den Franken Knights in der GFL2 Süd.
Über seine persönlichen Frauen-Football WM-Erwartungen unterhielt sich mit ihm Jörg Schlüter.
Football-aktuell.de: Haben Sie schon das Konzept für das kommende Strausberg Camp fertig? Was wird dort ihren Schutzbefohlenen noch beigebracht werden?
D. Koch: Wir werden uns in erster Linie das vorliegende Video des Länderspieles Schweden-Finnland anschauen und das in dem Silberborn Camp Erlernte weiter vertiefen. Das gilt auch für das Playbook. Wir wollen uns auch speziell auf die schwedische Nationalmannschaft konzentrieren, da sie unser erster Gegner sein werden und ich glaube auch nicht, dass wir Schweden unterschätzen sollten.
Football-aktuell.de: Wie bereitet sich ein Defensecoach auf Gegner vor, die man nicht genau im Vorwege analysieren kann?
D. Koch: Wie schon bekannt liegen uns Ligaspielaufzeichnungen aus Canada und den USA vor. Wir kennen die Spielerinnennamen in den Kadern und konzentrieren uns vor allem auf die Spielsysteme der Offenseteams und schauen zuerst, ob der Gegner mehr läuft oder das Passspiel bevorzugt. Mit unserem Offense Coordinator Jörn Maier habe ich mir schon das Material zusammen angesehen und wir haben zum Beispiel analysiert, dass Schweden zwei Formationen bevorzugt. Zum einen sind sie lauflastig und verfügen über einen mobilen Quarterback, der auch oft Spielzüge antäuscht. Zum anderen sind ihre beiden Wide Receiver sehr groß (jeweils ca. 190cm) und können Play-Action-Spielzüge anwenden. Für die Vorbereitung auf Schweden ist unser Material schon sehr brauchbar. Auf andere Gegner werden wir uns je nach Turnierverlauf mit dem frischen Videomaterial vor Ort vorbereiten. Dabei werden wir uns generell eher auf das System und die Spielzüge, als auf einzelne Spielerinnen vorbereiten.
Football-aktuell.de: Ist für Deutschland mehr als der dritte Platz möglich? Ihr Tipp für die WM?
D. Koch: Ich glaube schon, dass der Leistungsabstand und die Leistungsdichte zwischen den sechs Teams nicht so groß ist. Die USA sind nicht so weit entfernt, wie so manche Experten es im Vorfeld der WM vermuten. Ich würde sogar prognostizieren, dass die Finalteilnahme für uns möglich wäre.
22.06.10
Am Samstag das letzte Spiel mit der eigenen Mannschaft. Schnitt. Darmstadt Diamonds werden für die nächsten 14 Tage zur Seite gepackt. Ab sofort dreht sich Football nur noch um die Nationalmannschaft. Das ganze Denken ist auf Stockholm ausgerichtet.
Die Anspannung ist scho detulich spürbar. Es wird schwieriger, sich auf alltägliche Dinge zu konzentrieren.
Erst einmal das Equipment. Auch wir vom Staff leiden unter der 20kg Regel: Laptop, Stativ, Festplatten, Foto-Apparat, Kamera, Ladegeräte. Die Technikliste ist lang. Alles muss überprüft werden. Updates einspielen, Software kontrollieren. Zum Glück habe ich Donnerstag frei, um die letzen Anpassungen vorzunehmen. Dann kann ich alle Dokumente, Mails und Informationen auf den Laptop überspielen. Habe ich alle Informationen, Zugangsdaten und Technik, um die Homepages zu pflegen, PR-Meldungen zu schreiben und zu versenden? Ja, die Liste sollte komplett sein. Auch die Liste mit den Adressen der Journalisten? Ja, liegt schon da. Aber nicht zuviel Papier mitnehmen, Papier ist schwer!!!
Oops. Was ist das? Okay heute abend habe ich noch ein Meeting für die Europameisterschaft 2010 in Frankfurt. Das ist auch nur noch knapp 30 Tage hin. Als noch einmal kurz umschalten. Aber ab morgen gehts dann nur noch um die WWC 2010.
Am Wochenende in Rothenburg ob der Tauber hatten wir die Möglichkeit, vorher mal kurz durch die Altstadt zu schlendern. Hier gibt es nicht nur während der Fussball-WM eine Unzahl von Fan-Artikel in Schwarz-Rot-Gold. Unglaublich. Vieles Sachen am Rande der Geschmacklosigkeit, aber einige sahen auch wirklich gut aus. Doch zum Kauf konnte ich mich dann doch nicht durchringen. Zum Glück, denn die 20kg Regel darf man nicht ignorieren.
Jetzt gilt es noch die letzten Gespräche zu führen. Vielleicht kann man noch jemanden überzeugen zur Pressekeonferenz zu kommen oder über die WWC 2010 zu schreiben. Ich kann es nicht mehr hören: „Wir haben gerade WM“, „Zur Zeit ist es nicht so gut“. Ich drücke Deutschland fest die Daumen. Ich wünsch dem Team wirklich, dass sie morgen gegen Ghana gewinnen. Zumindest zu wünsche ich dass zu 99%. Das eine andere Prozent träumt davon, dass sich am Donnerstag fünfzehn Redaktionen bei mir melden, sich für die PK anmelden und Informationen von der WWC 2010 nachfragen, weil sie nicht wissen, wie sie ab Freitag die Titelblätter füllen sollen.
Es könnte langsam losgehen…
22.06.10
Über Jana Gaitzsch bericht die Südwestpresse aus Ulm unter
http://www.swp.de/crailsheim/sport/sonstige/regional/art1159551,526471
20.06.10
WR Jeanette Beastoch war von Anfang an eine sichere Kandidatin für die Frauenfootballnationalmannschaft. Während des Camps in Silberborn hat sie sich allerdings schwer an der Schulter verletzt. Mit viel Fleiß und Beharrlichkeit hat Sie sich innerhalb von drei Monaten wieder in das Team zurück gekämpft und steht wenige Tage vor dem letzten Camp in Strausberg und vor dem ersten Kick Off in Schweden vor ihrem Comeback. Für uns stand Jeanette Beastoch Rede und Antwort.
football-aktuell.de:
Hallo Jeanette, Es wäre nett, wenn Du zuerst etwas über Dich erzählen würdest.
Jeanette Beastoch:
Ich bin 28 Jahre alt und wohne in Tübingen. Ich habe in Passau Jura studiert, in Nürnberg mein Referendariat absolviert und arbeite nun als Juristin im Justizvollzug des Landes Baden-Württemberg. Seit 2006 spiele ich bei den Nürnberg Hurricanes. Zwischen Tübingen und Nürnberg liegen zwar mehr als 200 km, aber mein Team ist mir während meiner Zeit in Nürnberg so sehr ans Herz gewachsen, dass mich auch der Umzug aus beruflichen Gründen nicht den Helm wechseln ließ.
football-aktuell.de:
In Nürnberg bist Du eine langjährige Leistungsträgerin und immer für einen Touchdownfang gut. Wie bist Du eigentlich zum Footballl gekommen?
Jeanette Beastoch:
Während des Studiums spielte ich bereits Flagfootball bei den Passau Red Wolves, der Unimannschaft. Ich habe dort überwiegend mit Männern zusammengespielt und viel von ihnen lernen können, insbesondere was die Technik und die Durchsetzungsfähigkeit betrifft. Schon damals hatte ich Lust, auch mal „richtigen Football“ auszuprobieren. Die Gelegenheit dazu ergab sich dann, als ich zum Referendariat nach Nürnberg umzog. Seitdem ist Football aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.
football-aktuell.de:
Die Gesundheit geht immer vor. Wie geht es Deiner Schulter und bist Du wirklich fit und wieder wohlauf?
Jeanette Beastoch:
Bei der Schulter hatte ich Glück im Unglück. Wir waren auf Empfehlung unseres Teamarztes Marco Ezechieli in einer Heidelberger Spezialklinik für Schulterchirurgie. Der Arzt dort teilte uns mit, dass die Regeneration einer Schultereckgelenksprengung drei Monate bedarf und operierte mich gleich am nächsten Tag – ein Glücksfall. Die Teilnahme an der WM ist also eine Punktlandung, denn zwischen dem Trainingscamp in Silberborn, in dem ich mich verletzte, und der WM liegen genau drei Monate. Nachdem ich nach der Operation vier Wochen lang meinen Arm gar nicht bewegen durfte, war von dem intensiven Kraft- und Footballtraining, dass ich seit Januar betrieben hatte, natürlich nichts mehr zu spüren. Die Reha jedoch verläuft bisher prima. Vor sechs Wochen habe ich mit dem Training wieder begonnen und es seitdem stetig gesteigert. Laufen, sprinten, fangen, blocken funktioniert alles wieder. Lediglich Krafttraining und tackeln, bzw. getackelt werden hat der Arzt erst ab Ende Juni wieder erlaubt. Punktlandung eben.
football-aktuell.de:
Wie hast Du Dich nach der Verletzung wieder in das Team hineingekämpft? Von Coach Robert Melzer hören wir ja nur lobende Worte über Dein Engagement!
Jeanette Beastoch:
Wir haben die Coaches über den aktuellen Behandlungsstand meiner Schulter ständig auf dem Laufenden gehalten. Nachdem noch vor der offiziellen Nominierung der Spielerinnen berechtigte Hoffnung bestand, dass ich rechtzeitig wieder fit werde, war ich von Anfang an nominiert. Bei einem Training Ende Mai in Berlin mit Coach Trabi konnte er sich dann selbst ein Bild von meinem Genesungsstand machen. Das Lob für Engagement muss ich hiermit an unseren Coach zurückgeben. Die Trainingseinheit in Berlin hat mich einen großen Schritt weitergebracht und das Vertrauen in eine rechtzeitige Heilung gestärkt.
football-aktuell.de:
Dein Freund ist Mitglied der Flagfootballnationalmannschaft und Footballcoach. Wer redet bei Euch zu Hause momentan mehr über seine ganz persönliche WM?
Jeanette Beastoch:
Naja, wir gehen, was die Vorfreude und das Hauptgesprächsthema betrifft, ganz chronologisch vor. Im Moment reden wir nur über Schweden. Mein Freund, wird auch live mit dabei sein. Und genauso werde ich live bei der Flag-WM in Kanada dabei sein, denn ich spiele auch in der Frauen-Flagfootballnationalmannschaft. Da die Flag-WM für Männer und Frauen zeitgleich stattfindet, wird es also unsere gemeinsame WM. Doch bevor es Mitte August nach Ottawa geht, hoffen wir mitzuerleben, wie unsere Herren im eigenen Land Europameister werden.
football-aktuell.de:
Hattest Du schon Möglichkeiten, Dich über die Passabwehr Schwedens und Kanadas zu informieren?
Jeanette Beastoch:
Ich habe über youtube.com nur Spiele der IWFL gesehen. Von den anderen Teams weiß ich bisher nichts. Gegen die Schwedinnen habe ich bereits letztes Jahr bei der Flag-EM gespielt und eines Wissens nach waren das alles auch Spielerinnen der Tacklenationalmannschaft. Im Flagfootball haben wir sie geschlagen, was aber wohl wenig über das bevorstehende Tacklespiel aussagt.
football-aktuell.de:
Was glaubst Du, ist für Euch in Stockholm möglich?
Jeanette Beastoch: Der dritte Platz sollte möglich sein.
16.06.10
Tackle-Football in Kanada geht zurück auf das Jahr 1861. Das erste belegte Football-Spiel wurde am 9. November 1861 an der Universität von Toronto gespielt. Kanada kann somit die Erfindung des „Football“ für sich beanspruchen, auch wenn der Sport inzwischen durch die NFL weltweit als „American Football“ bekannt geworden ist und nicht durch die „Canadian Football“ spielenden Teams.
„Canadian Football“ unterscheidet sich in einigen Regelabweichungen vom „American Football“, so stehen die Teams mit 12 statt 11 Spielern auf dem Feld, das Feld ist etwas größer und vor allem werden nur drei statt vier Downs gespielt.
Seit 2004 spielen die ersten Damen-Teams in einer kleinen Liga in Ost-Kanada, der MWFL. 2008 nahmen die ersten drei Teams in West-Kanada den Tackle-Spielbetrieb auf, 2010 folgte eine vierte Mannschaft. Bereits seit 2002 tritt mit Montreal Blitz ein kanadisches Teams erfolgreich in der US-amerikanischen IWFL an.
Mehr Infos zu den kanadischen Teams unter www.ladiesfootball.de.
In der Woche vor der Weltmeisterschaft treffen sich die 45 Spielerinnen zu einem viertägigen Trainingslager in St. John (New-Brunswick), in dem es auch darum gehen wird, sich an die NCAA-Regeln zu gewöhnen, die vom kanadischen Football leicht abweichen. Am 22. Juni wird ein öffentliches Scrimmage abgehalten, bevor es dann auf die Reise nach Schweden geht. Große Hoffnung setzen die Kanadier in die Tatsache, dass sie ausgerechnet am kanadischen Nationalfeiertag (1. Juli) gegen Deutschland spielen werden.
Das Roster von Kanada.
Ein Artikel über die kanadische Spielerin Katie Archibald (Linebacker aus Halifax) im Chronicle Herald
15.06.10
Es vergeht eigentlich kein Tag mehr, an dem ich nicht irgendwas für die Nationalmannschaft zu tun habe. Manchmal nur Kleinigkeiten, ein Anruf oder ein E-Mail, manchmal aber auch mehr. Oft ist Arbeit ja auch mit angenehmen Dingen wie netten Gesprächen mit Journalisten oder Fotografieren beim U19 Auswahl-Spiel verbunden. Für mich hält sich das aber noch in Grenzen.
Ich möchte den Blick lieber auf Christiane Langkamm lenken. Für Christiane vergehen bestimmt keine sechs Stunden, ohne dass es etwas für die National-Mannschaft zu tun gibt. Manchmal bekam ich am Tag drei Updates, wie meine Reiseroute nach Schweden nun verläuft. Be der endgültigen Lösung fahre ich am Samstag Abend mit dem Equipment-Wagen nach Stockholm, um am Sonntag dann unsere Gegner zu filmen. Damit alles passt, hat Christiane nicht nur die Reise geplant, sondern auch gleich den Pressetermin am Samstag so zeitlich angepasst, dass ich den auch über die Bühne bringen kann und er trotzdem in den Trainingsplan passt.
Als die Anreise der Coaches nach Berlin zur Frage stand, bekam man gleich drei Vorschläge. Aber nicht nur einfach Vorschläge, sondern komplette Reiseangebote:
A: Auto mit Kilometerangabe, Dauer und Kosten
B: Zug mit Abfahrt und Ankunftszeiten, Umsteigebahnhof undKosten
C: Flug mit Uhrzeit, Fluggesellschaft, Kosten
Man brauchte nur noch zu wählen, welche Alternative einem am besten zusagte. Und als ich beim Zugticket den Hinweis auf die notwendige Platzreservierung anbrachte, bekam ich gleich einen Telefoanruf: „Was denkst denn Du? Natürlich bestelle ich die mit..“. 😉
Christiane ist immer aktiv und versucht überall jede Sache bis in Kleinste zu optimieren. Den Komfort sollten alle schon zu spüren bekommen haben. Man hat, sowie bereits im Camp, immer das Gefühl, komplett umsorgt zu sein. Und daneben kommt sie auch immer wieder mit guten Ideen, auch für die Pressearbeit.
Ihr EMail-Fach muss eigentlich ständig überquellen. 30 bis 40 Mails pro Tag nur für die Nationalmannschaft sind wohl keine Seltenheit. Mails mit Inhalt nicht nur einfach Spam. Mails die auch beantwortet werden müssen.
Warum ich das schreibe, obwohl Christiane lieber im Hintergrund bleiben will und eine Lobpreisung hier gar nicht so gerne lesen wird? Zum einen, weil sie es jetzt schon verdient hat, zum anderen weil ich imMoment gerade nichts anderes für die Nationalmannschaft zu tun habe. Ich werde mal meine EMails abrufen oder die TODO-Liste checken. Dann wird sich dieser Zustand des Nichtstuns bestimmt auch wieder ändern….
14.06.10
Ich glaube es wird mal wieder Zeit für einen Beitrag aus dem schönen Rheinhessen.
Irgendwie stacheln mich die schriftlichen Ergüsse meiner Mitspielerinnen dazu an, wieder etwas zu verschriftlichen, was mir schon die ganze Zeit im Hirn herumschwirrt.
Die Frage ist lediglich, mit was fange ich an? Mit dem Trainingsplan von Steffen, dem ich in meinem propperen Terminkalender auch noch Platz einräumen muss, oder erzähle ich davon, wie mich die NADA und sämtlicher Verwaltungsschnodder in Atem hält?
Ich habe viele Dinge, die mir immer wieder im Kopf herumspuken. Meistens in den Momenten, wo ich unbeobachtet und alleine bin – in meinem Auto also.
Mein Auto, auch so ein Thema. Das was ich bis jetzt ins Projekt „Leistungssport“ gesteckt habe, reichte damals zur Anschaffung meiner blauen Schleuder. Kein neuer Zahnriemen, auch keine Sommerreifen, die Kupplung muss auch noch warten. Hoffentlich lohnen sich diese ganzen Sparmaßnahmen, und ich darf Starter spielen und/oder mit einer Medaille nach Deutschland zurückreisen.(*.*)
Eine Medaille – hach wäre das schön! Die bekäme von mir einen Ehrenplatz! An meiner Wohnzimmerwand, genau neben den Pokalen, die ich bei meinen Turnieren im Reiten bekommen hab, damals als ich noch nicht meine „kleine“ Ente hatte.
Ohje…die Ente…was mache ich nur mit der, während ich in Schweden bin?! Gut, auf seiner Weide wird das Tier sicher so schnell nicht verhungern, aber was tun ohne die soziale Zuwendung, die der Herr Schwenk abends genießt? Wird er leiden? Werde ich leiden? Wahrscheinlich eher ich als er, deshalb kommt auch ein Foto von ihm mit ins Gepäck! (Für die Unwissenden…ich rede von meinem Pferd)
Gott sei Dank habe ich eine gute Seele, die uns auch jetzt schon da, wo Zeit Mangelware ist, unter die Arme greift und auch mal eine Extra-Pferdeschicht einlegt, wenn ich ein Spiel oder in Mainz Training habe. Ich glaube der Guten sollte ich mal Danke sagen, genau wie meinen anderen Stallmädels, die sich übrigens nicht lumpen ließen und mir zum Geburtstag eine Finanzspritze zur „Gesunderhaltung der Gehirnzellen“ (Neuer Helm) gegeben haben.
Eigentlich muss ich noch mehr Menschen Danke sagen, denn ohne Unterstützung von außen wäre auch bei mir dieses Projekt nicht zu realisieren. Meinen Kollegen muss ich danken, da sie mir ermöglichen meine Überstunden in Schweden zu verbraten und einiges aushalten, wenn ich mal wieder von Schweden, WM und manchen Scherereien vor mich hin fasel. Ich glaube, mich würde das ganz schön nerven! Wie gut, dass nicht ICH die Idee hatte unser Büro in Schwarz-Rot-Gold zu dekorieren und ein Schild mit „Team Germany“ an die Tür zu hängen! (^.^)b
Mein Bruder und seine noch Freundin verdienen auch einen kleinen Dank. Immerhin verpasse ich durch die WM die Hochzeit der beiden. Parole aus dem Lager im Westerwald ist „Hol uns eine Medaille, das reicht als Hochzeitsgeschenk!“ Na dann, auf in den Kampf würde ich sagen!
Spiel, Satz, Sieg… Nein verdammt, falsche Sportart! Ich spiele American Football und kein Tennis. Aber auch da muss man seine Sachen alle beisammen haben, was mich mit einer äußerst eleganten Überleitung zu meinem nächsten Thema bringt. Was packe ich ein. Yvonne hat es ja schon geschrieben, 20 Kilo inkl. Ausrüstung. Das wird bei mir kleinem Walfisch eine Herausforderung. Kann man im neuen Hotel Wäsche waschen? Wie viele Paar Schuhe nimmt Frau mit? Kann das Täschchen mit dem Mädchenkram ins Handgepäck? Ist der Mascara evtl bombenfähig? Tasche oder Trolli? Wie viel Unterwäsche passt in meinen Helm? Ist ein Fön überlebenswichtig? Brauche ich mehr lange Sachen, oder mehr kurze? Hat die Bahn bis Berlin einen VIP-Wagon für uns, oder können wir uns in die erste Klasse schmuggeln? Glaubt ihr, da passt noch eine kleine Deutschlandflagge ins Gepäck? Mit oder ohne Adler? Nehme ich meinen Lappi mit, um euch auf dem laufenden zu halten, und lasse dafür ein Buch zu hause? Wo packe ich den Fotoapparat hin? Fragen über Fragen….
„When I get older, I will be stronger. They’ll call me freedom, just like a Waving Flag“ Diese Zeilen bringen mich zu dem, was am Freitag war. Startschuß zu vier Wochen Fußballfieber. Beim Public viewing kann ich schon mal meine Textsicherheit unter Beweis stellen. Ich befürchte allerdings, dass ich in Stockholm einige Taschentücher brauche, wenn wir gemeinsam singen „Einigkeit und Recht und Freiheit…“