Out of Africa

21.06.10

 Wenn man sich die Frauen-Nationalmannschaft inklusive Staff genauer anschaut, wird man feststellen, dass sie aus vielen doch sehr unterschiedlichen Individuen zusammengesetzt ist. Da stell man sich die Frage: Wie sollen in Stockholm diese Individuen als ein Team auftreten? Denn das ist ja einer der Punkte, der erfolgreiche Deutsche Nationalmannschaften immer ausmachte. Teamgeist. Und wenn man dann noch genauer hinschaut, dann findet man auf einmal doch viele Gemeinsamkeiten der Spielerinnen und Staff. Einige davon sind offensichtlich: Alle sind zum ersten Mal dabei. Alle wollen eine Medaille. Nach außen sagen die meisten Bronze und meinen aber eigentlich Gold. Aber dann sind da noch  Gemeinsamkeiten, die man nicht auf den ersten Blick erkennt. Was sollen Bathseba Buczylowski, Quarterback, 23 Jahre aus Köln und Equipment-Managerin Sonja Schmidt aus Berlin schon  gemeinsam haben? Es ist die Liebe zu einem Kontinent: Afrika.

Bathseba „Batze“ Buczylowski studiert Afrikanistik und Anglistik. Auch wenn sie sagt: „Das waren halt die zwei ersten Fächer auf alphabetischen Liste der Studienfächer“ , so steckt doch mehr dahinter. Nach dem Abitur und einem Auslandsjahr in England hat sich Batze viel zeit genommen, um darüber nachzudenken, was sie wirklich interessiert im Leben. Und das sind ganz eindeutig die Sprachen. „Ich liebe Sprachen. Ich halte Sprachwissenschaften für eine der wichtigsten Wissenschaften überhaupt. Durch Sprache sind wir erst zu Menschen geworden und wenn wir uns alle verstehen würden, würde das viel Leid auf der Erde verhindern“. Vor vier Jahren während der Fussball-Weltmeisterschaft war Batze zum ersten Mal in Afrika. In Südafrika arbeitete sie als freiwillige Helferin bei der Bestandsaufnahme von Wildtieren in einem Naturreservat. „Wir sind also in Teams zu dritt oder zu viert 10 – 30 Kilometer am Tag auf festgelegten Routen durch den Busch gelaufen und haben Tiere gezählt. Was habe ich dort erlebt – soviel. Hyänen machen die gruseligsten Geräusche die ich je gehört habe. nachts sind sie zu uns ins Camp gekommen und die klingen wie eine Mischung aus Babygeschrei und Wolfsheulen sehr gruselig. Auf dem Weg zu den Toiletten habe ich dann auch eine Auge in Auge getroffen. Sie hat sich zum Glück so sehr erschreckt wie ich und ist abgehauen. Als ich dann das rettende Sanitärgebäude erreichte war nur schon jemand vor mir da – eine Schlange, und auch noch eine giftige. Glücklicherweise hat sie mich nicht gebissen sondern den Schlangenspezialist am nächsten Tag. Der dann einen sehr schmerzvollen Tag hatte und einen Arm so dick geschwollen wie ein Elefantenbein. Südafrika ist gesegnet mit einer hinreißenden Natur und Wildlife.“
Über ihre weiteren Pläne erzählt sie: „So viel vor und nur so wenig Zeit. Ich möchte gerne nach Tanzania für ein paar Monate. Ich lerne Swahili seit 2-3 Jahren und an der Küste von Tanzania wird Kiunguja gesprochen – das Hochswahili. Im Moment verstehe ich nur einen Swahilisprecher, der langsam und deutlich spricht. Swahili ist die schönste Sprache, die ich je gehört habe. Im Moment arbeite ich als Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für angewandte Linguistik und helfe  bei der Betreuung von wissenschaftlichen Projekten im Bereich Alphabetisierung, bilinguale Erziehung und bei der Lehrstuhlorganisiation. Ich will Gutes tun.“

Wenn Batze ins Erzählen kommt, dann versteht man ihre Selbsteinschätzung besser: „Eigentlich kann ich nur zwei Sachen richtig: Geschichten erzählen und Quarterback spielen.“ Wer also spannende Geschichten aus einem fernen Kontinent hören will, sollte sich im Camp mal länger mit Batze unterhalten.

Sonja Schmidt wird dies bestimmt tun, kann sie doch selber spannende Geschichten aus Afrika berichten. Sie hat 2006 in Tansania den Kilimandscharo, mit 5895m der höchste Berg Afrikas, bezwungen. Für Sonja ein langgehegter Traum, der in Erfüllung ging. Drei Tage zuvor hatte sie schon den Mount Meru 4.562 m erklommen. Während für viele der ideale Urlaub aus zwei Wochen All-Inklusive besteht, verbringt Sonja ihre freie Zeit in der Wüste von Libyen.  Ohne fließend Wasser,  ohne Bett und unter einem freiem Himmel schlafend findet sie hier Entspannung vom Büro-Alltag. „Wenn man die Wüste durchquert, findet man sich selbst. Man lernt sehr schnell, was für ein Luxusleben  man hier in Deutschland doch genießt. Solche Reisen verändern einen Menschen enorm und lassen einen viele Dinge anders sehen.“

Und so wie Afrika zwei Mitglieder unseres Teams vereint, so gibt es viele Berührungspunkte zwischen den zahlreichen Spielerinnen. Manche sind Mütter, einigen studieren die gleiche Fachrichtung, viele haben Erfahrungen in anderen Nationalmannschaften gesammelt, sind als Schiedsrichter aktiv oder haben den selben Musikgeschmack. Und da gibt es einen Punkt, der sie alle vereint.

American Football für Frauen.

Denn darin werden sich alle einig sein und werden Sonja Schmidt, die selber dreizehn Jahre lang spielte, zustimmen: „Die Nationalmannschaft  ist für mich und vor allem für den Frauenfootball ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, um den Frauenfootball …  zu unterstützen und diesen noch populärer zu machen und endlich die falschen Vorurteile „Frauen und Football“ zu entkräften.“

In diesem Sinne

One Team – One Goal – be ONE

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